Ich gestehe: Ich bin ein Jäger und Sammler. Nach dem Motto „Was ich habe, habe ich“ tue ich mich äußerst schwer, auszumisten, Altes zu entsorgen, loszulassen. Warum ist das so? Warum fällt es uns Menschen so schwer, dieses Loslassen? Weil es etwas Endgültiges hat. Loszulassen, etwas wegzugeben oder aufzugeben ist eine Entscheidung, die meistens nicht mehr rückgängig gemacht werden kann. Davor haben wir Angst. Es ist dieses Gefühl, etwas zu verlieren, etwas aufzugeben. Für immer. Meine alten Hosen passen zwar nicht mehr. Also ab in den Keller damit. Ich könnte ja eventuell wieder abnehmen. Dann kann ich sie wieder verwenden. Die alten Zeitschriften einfach wegschmeißen? Kommt gar nicht in Frage. Die will ich irgendwann mal lesen. Die drei Jahre alten Dateien auf der Festplatte meines Computers? Die hebe ich erst mal auf. Man weiß ja nie.

Es ist zwar richtig: Loslassen ist Trennung. Loslassen ist aber auch die Chance für einen Neuanfang, für Veränderung. Es wird Platz für etwas Neues geschaffen. Es weht wieder frischer Wind. Das unmodern gewordene Sakko kommt in die Altkleidersammlung. Dafür wird ein neues gekauft. Die alte Stereoanlage im Keller kommt weg. Dann ist wieder Platz für andere Dinge. Oder der freigewordene Platz bleibt leer. Auch eine Alternative.

Loslassen als Chance

Du solltest dich konsequent von Dingen – und von Menschen – trennen, die du nicht mehr brauchst oder die nicht gut für dich sind. Bist du bereits im Ruhestand, hast du Zeit und Musse, folgendes zu tun:

 Entrümple deine Wohnung und deinen Keller. Trenne dich von alten Sachen, die du nicht mehr benötigst oder die du lange nicht mehr benutzt hast. Die alten CD`s hast du seit zwei Jahren keines Blickes mehr gewürdigt. Du wirst sie auch die nächsten Monate und Jahre keines Blickes würdigen. Weg damit!

 Entrümple die Festplatte deines Computers. Überprüfe, ob du ältere Dateien noch brauchst. Falls nein, dann lösche sie.

 Entrümple dein Gehirn. Befreie dich von negativen Glaubenssätzen („Das kann ich nicht“, „Das liegt mir nicht“, „Dafür bin ich zu jung“, „Dafür bin ich zu alt“, „Dafür bin ich zu ungeschickt“…). Ersetze sie durch positive. Es gibt zahlreiche Strategien, um negative Glaubenssätze durch positive zu ersetzen. Google einfach nach dem Begriff „negative Glaubenssätze“ und du wirst garantiert fündig.

 Entrümple dein Leben. Wenn du dich langweilst, suche dir ein Hobby oder engagiere dich ehrenamtlich. Halte es mit Pippi Langstrumpf: „Ich mache mir die Welt, wie sie mir gefällt.“ Menschen der arbeitenden Zunft sind oft stark eingespannt und müssen auf vieles Rücksicht nehmen. Auf die Kolleginnen und Kollegen, Chefinnen und Chefs, Termine, Meetings etc. Den Druck hast du jetzt nicht mehr. Du hast viel mehr Möglichkeiten, deine eigene Welt so zu gestalten, wie sie dir gefällt. Natürlich hast du aber auch als Renterin/Rentner aufgaben und Verpflichtungen. Überlege, welche davon nicht mehr wichtig sind und die du vielleicht nur noch aus Gewohnheit erledigst. Dann weg damit!

 Entrümple deine Beziehungen. Freundschaften, die dir nicht guttun, solltest du ohne zu zögern beenden und eventuell neue zu knüpfen. Ich weiß, mit zunehmendem Alter fällt das immer schwerer. Aber unmöglich ist es nicht. Durch eine ehrenamtliche Tätigkeit lernst du viele nette Leute kennen, die die gleichen Interessen haben wie du. Und obendrein hast du das unbeschreiblich gute Gefühl, etwas Sinnvolles zu tun.

Klein anfangen

Fang mit kleinen Dingen an, die dir leichtfallen. Angenommen, du möchtest dein Zuhause von überflüssigem Ballast befreien und die Bude mal auf Vordermann bringen. Nimm dir nicht gleich ein ganzes Zimmer vor, sondern beginne damit, den obersten Schub deines Schreibtisches aufzuräumen. Am nächsten Tag oder in der nächsten Woche nimmst du dir den zweiten Schub vor und so weiter. Es zwingt dich ja niemand, ein bestimmtes Tempo vorzulegen. Du selbst bestimmst, wie schnell oder langsam du dabei vorgehst. Auch Glaubensmuster und Verhaltensweisen solltest du langsam und schrittweise ändern. Du kannst nicht über Nacht einen komplett neuen Menschen aus dir machen. Es eilt ja auch nichts. Niemand zwingt dich, niemand hetzt dich. Du solltest aber umgehend mit dem beginnen, was du dir vorgenommen hast. sonst macht dir die 72-Stunden-Regel einen Strich durch die Rechnung. Die 72-Stunden-Regel besagt, dass du alles, was du dir vornimmst, innerhalb von 72 Stunden beginnen solltest. Danach sinkt die Chance, dass du überhaupt anfängst, auf unter ein Prozent. Denke daran: Loslassen ist kein Verlust. Es ist ein Gewinn.

Übrigens: Nicht nur die Seele wird krank, wenn man sich von überflüssigen oder gar schädlichen Ballast nicht befreit. Auch der Körper wird früher oder später reagieren. Migräne oder Rückenschmerzen zum Beispiel sind oft körperliche Anzeichen für belastende Situationen. Zum Loslassen gehört deshalb auch, Schuldgefühle loszulassen, die dich vielleicht belasten, weil du irgendwann in deinem Leben einen Fehler gemacht hast. Und deine Kinder, die jetzt auf eigenen Füßen stehen können und ihr eigenes Leben leben. Das heißt natürlich nicht, dass du deine Kinder vergessen oder ignorieren sollst. Selbstverständlich sollst du für sie da sein. Eine Mutter ist ein Leben lang Mutter und ein Vater ein Leben lang Vater. Akzeptiere aber, dass du nicht mehr auf sie Rücksicht nehmen musst, wenn du anfängst, dein Leben neu zu gestalten. Deine Kinder haben ihr Leben und du hast deines. Nutze es, solange du noch kannst. Feiere, genieße, engagiere dich, verliebe dich neu (ohne deine Kinder um Erlaubnis zu fragen), reise und schaue dir die Welt an. Du hast es dir redlich verdient.

Die oben genannten Maßnahmen des Loslassens eigenen sich übrigens wunderbar, wenn du dich auf deinen bevorstehenden Ruhestand vorbereitest oder dich bereits deren Anfangsstadium befindest. Du hast erst mal zu tun. Und du tust es nicht für andere, sondern für dich. Viele Menschen wissen am ersten Tag nach einem recht anstrengenden, fordernden und intensiven Berufsleben nicht, was sie nun mit ihrer neu gewonnenen Freiheit anfangen sollen. Loslassen, aufräumen und entrümpeln ist also auch eine Beschäftigungstherapie. Und ganz nebenbei kannst du in Ruhe überlegen, wie du dein zukünftiges Leben gestalten willst. Denn du wirst ja nicht bis zum Ende deiner Tage aufräumen und entrümpeln wollen, oder?

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2 Gedanken zu “Loslassen lernen – Tipps für äußere und innere Befreiung

  1. Mir hilft beim Entrümpeln auch der Gedanke daran, was meine Angehörigen nach meinem Ableben von mir vorfinden sollen. Sollen sie sich tatsächlich durch das ganze alte Zeug wühlen? Alte „Tobesachen“, von denen sie vielleicht nicht wissen, dass ich diese Sachen nur noch zum Wände streichen anziehen wollte (wie oft streichen wir Wände …)?
    Außerdem schaffen wir durch das Loslassen ja wieder Platz für Neues. In unseren Schränken ebenso wie in unserem Kopf. Und das wiederum sorgt dafür, dass wir geistig beweglich bleiben – was bis ins hohe Alter möglich ist. Liebe Grüße, Astrid

    1. Liebe Astrid,
      so sehe ich das auch. Es ist wirklich eine Erleichterung für einen selbst und für die Angehörigen. Oft hat man im Laufe eines langen Lebens so viel Überflüssiges angesammelt, dass einfach für gründliches Ausmisten die Zeit fehlt, solange man mit beiden Beinen fest im Berufsleben steht. Wenn dann aber der „Lebensabschnitt Freiheit“ (Ruhestand) beginnt, hat man in der Regel die Zeit und Muße, mal alles gründlich zu entrümpeln: Schrank, Wohnung, Kopf, Geist, Festplatte etc. Es muss ja keine Hauruck-Aktion sein. Die Angehörigen werden es einem danken.

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